Inzidenz bei Geimpften und Ungeimpften: So falsch waren Hamburgs Corona-Zahlen

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (55) steht in der Daten-Debatte unter massiver Kritik

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (55) steht in der Daten-Debatte unter massiver Kritik

Foto: Marcus Brandt/dpa
Von: René Garzke

Immer mehr wird klar: Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (55, SPD) machte in der Vergangenheit mit völlig falschen Corona-Zahlen Politik.

Am 16. November hatte Tschentscher in einer Pressekonferenz erklärt, dass in der Vorwoche „über 90 Prozent“ der Neuinfektionen „bei Personen ohne vollen Impfschutz“ aufgetreten seien. Dabei wurde durch eine Grafik an der Wand suggeriert, dass die Sieben-Tage-Inzidenz der Geimpften bei 22 und die der Ungeimpften bei 605 liege.

Einen Monat später wurde durch einen WELT-Bericht bekannt, dass der Senat der Hansestadt Infizierte, bei denen der Impfstatus den Behörden nicht bekannt war, durchweg als Ungeimpfte in der Statistik führte.

Die tatsächlichen Infektionszahlen

Jetzt kommt durch einen weiteren WELT-Artikel heraus, wie weit die Zahlen von der Realität entfernt waren.

Demnach übermittelte der Senat auf eine Anfrage der FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Anna von Treuenfels-Frowein (59) neue Daten zu der Kalenderwoche, auf die sich Tschentscher bezog.

Mittlerweile habe der Impfstatus von 77 Prozent aller Neuinfizierten in der Woche geklärt werden können. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Ungeimpften lag nach aktuellem Stand bei 270,0 und die der Geimpften bei 92,7.

Heißt: Es gab einen ungefähr dreifachen Unterschied – und keinen 30-fachen, wie ihn die Grafik bei der Tschentscher-Pressekonferenz suggeriert hatte.

Die Erfassung und „Qualitätssicherung“ der übrigen Impfstatus-Daten sei aufwendig und dauere weiter an, zitiert die WELT den Senat.

Die FDP-Politikerin Treuenfels-Frowein kritisiert: „Bürgermeister Tschentscher und Gesundheitssenatorin Leonhard sind entweder nicht willens oder nicht fähig, das Behördenversagen um falsche Inzidenz- und Hospitalisierungszahlen aufzuklären.“

Auch in Bayern falsche Zahlen

Auch Bayern hatte in der Vergangenheit mit falschen Corona-Zahlen gearbeitet.

In der Woche vor dem 24. November waren 81 782 Corona-Fälle gemeldet worden – 9641 davon hatten einen vollständigen Impfschutz, 14 652 keinen. In 57 489 Fällen sei der Impfstatus „unbekannt“. Die unbekannten Fälle wurden wie in Hamburg einfach denen der Ungeimpften zugeordnet.

FDP-Vize Wolfgang Kubicki (69) hatte deshalb in der vergangenen Woche den Rücktritt von Ministerpräsident Markus Söder (55, CSU) gefordert.

Kubicki: „Entweder Markus Söder wollte ein schiefes Bild über die von Ungeimpften ausgehende Infektionsgefahr zeichnen und eine Gruppe von Menschen damit amtlich stigmatisieren – oder er hat seinen Laden nicht im Griff. Sowohl das Eine wie auch das Andere sind ausreichende Gründe für einen Rücktritt.“

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