Kommentar: Lockdowns sind keine Lösung

Ein Helfer der Johanniter nimmt einen Abstrich

Ein Helfer der Johanniter nimmt einen Abstrich

Foto: Julian Stratenschulte / dpa
Von: Matthias Brügelmann

Einen wohlfeilen Satz kann ich nicht mehr hören, wenn er verwendet wird, um Corona-Maßnahmen zu rechtfertigen: „Die Gesundheit des einzelnen Menschen geht vor.“

Wer würde dieser Aussage widersprechen wollen? Natürlich ist die Gesundheit ein hohes Gut.

Trotzdem sollten wir uns ehrlich machen!

Wir leben in einem Land, das 2012/2013 und 2017/2018 Grippewellen mit jeweils 25 000 Toten hingenommen hat, ohne über Maskenpflicht oder Lockdowns zu diskutieren.

Wir leben in einem Land, in dem Zigaretten frei verkäuflich sind, obwohl diese Droge jährlich für 120 000 Tote verantwortlich gemacht wird.

Wie lässt sich das in Einklang bringen mit dem Satz: „Die Gesundheit des einzelnen Menschen geht vor“?

Weil wir täglich bereit sind, Risiken in Kauf zu nehmen, um unser Leben als lebenswert zu empfinden. Weil wir akzeptieren, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gibt und auch der Tod zum Leben gehört.

Wir müssen endlich Corona als Teil der Normalität akzeptieren und nicht als Dauer-Ausnahmezustand.

Es geht nicht um Corona-Verharmlosung, aber die Bezeichnung „Risikogebiet“ für Städte in einem der sichersten und reichsten Länder der Welt ist doch absurd, wenn sich von 100 000 Menschen nur 50 mit einem Virus anstecken, der in weniger als drei Prozent der Fälle tödlich ist! Bei Risikogebiet denke ich an Rucksackurlaub im Jemen und nicht an Berlin oder das Berchtesgadener Land.

Wir brauchen nachvollziehbare Maßnahmen, die das Corona-Risiko abwägen gegen einen lebenswerten Alltag aller Menschen. Maskenpflicht oder Party-Verbote gehören dazu, Lockdowns oder Beherbergungsverbote gewiss nicht.

Es ist richtig, Corona ernst zu nehmen und entschlossen zu handeln, damit unsere Krankenhäuser nicht überlastet werden. Aber wir dürfen nicht so tun, als wäre Corona die größte oder gar einzige Bedrohung für unsere Gesundheit.

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